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Solange das häusliche Inventar zirkuliert, solange es also benutzt wird, ist es beständig dem Verschleiß oder gar der Zerstörung ausgesetzt: das zerknitterte Kleid, die beschmutzte Wäsche, das aus dem Leim gegangene Buch oder der zerbrochene Teller. An ihrem neutralen Ort, dem Schrank ist dagegen die Welt noch in Ordnung. Schon seine Einteilung in Böden und Zwischenböden, in Fächer und Schubladen suggeriert die Vorstellung, dass der Hausrat einem klassifikatorischen System angehört, das jedem Ding einen eindeutigen Ort zuweist, so dass der Anblick maximaler Zerstreuung, wie ihn etwa eine unaufgeräumte Wohnung bietet, im Normalfall ebenso eindeutige Handlungen nach sich zieht. Der Blick in den gefüllten Schrank ist zwar abstrakt, schließt aber deshalb eine gefühlsmäßige Besetzung nicht aus. Die Faszination an der begrifflichen Einteilung kann sogar den ursprünglichen Zweck, nämlich die Entlastung des Gedächtnisses, so sehr überlagern, dass der Schrank für immer geschlossen werden muss. Der Benutzer verwandelte sich dann in einen Wissenden und der Schrank selbst in ein Archiv zweiter Ordnung, das heißt in ein vollkommen ästhetisches Gebilde; ganz gleich, ob das Schrankinnere durch eine Glasscheibe betrachtet werden könnte oder nicht. – Wenn man sich die Gesamtheit des Wissens in der Anordnung eines Archivs vorstellt, bestünde vielleicht die ganze noch verbliebene Kunst darin, dieses Archiv in einer umgestülpten Version erscheinen zu lassen: als Chaos oder als vollkommen geordnetes Nicht-Wissen.

Harry Walter in: Musterbrüter / Génératuers modèles, Lyon 1988

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