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Schon im ersten Buch von ABR-Stuttgart mit dem programmatischen Titel "Kosmos und Einrichtung" (1983) und dem jüngst erschienen Bändchen "Schönheit muss sein" von René Straub hat der Text eine zweiseitige stilistische Intention. Er verläuft einerseits in narrativer, erzählerischer und andererseits in definierender, fast wissenschaftlicher Redeweise. Doch bleibt man im Wesentlichen in beiden Fällen anschaulich, was natürlich auch der Methode der Gruppe entspricht, zu der außer dem Genannten Harry Walter und Gerrit Hoogerbeets gehören. Ich möchte im Folgenden, nach einer Reihe von Gesprächen mit ABR-Stuttgart, ein paar Überlegungen mitteilen, die möglicherweise zur weiteren Anregung fundierender, erläuternder theoretischer Ergänzung der ursprünglichen Ideen dienen könnten. Insbesondere möchte ich auf einen Gesichtspunkt hinweisen, der in den Ideen der kosmologischen Entwürfe der Einrichtungskonzeption eine Rolle spielt: auf die Bedeutung der Kunstproduktion bzw. der ästhetischen Realität im universalen Weltzusammenhang. Dabei darf man eine theoretische, primär geometrische Konzeption nicht unberücksichtigt lassen, die von dem Mathematiker und Astronomen Moebius (Pleissenburg und Leipzig, 1790 bis 1868) stammt. Ich meine das "Moebiussche Band", also das Band als "einseitige Fläche". Eine solche einseitige Bandfläche entsteht, wenn man die Endes des zweiseitigen Bandes nach einer Windung (Torsion) von 180 Grad wieder zusammenfügt. Jede Linie, die von einem beliebigen Punkt des einseitigen Bandes gezogen wird, führt umlaufend wieder zu dem Punkt zurück, was offensichtlich auf der zweiseitigen Fläche nicht möglich ist, es sei denn, die Linie übersteigt den Rand der Bandfläche, um auf die andere Seite zu gelangen. Dieses einseitige Moebiussche Band hat nun die Eigenschaft, im Prinzip endlos zu sein. Diese Eigenschaft veranlasste Max Bill, den Schweizer Maler und Bildhauer, eine große Plastik als "Ruban sans fin", also als "Moebiussches Band" zu erschaffen. Mit der Idee der Billschen Plastik wurde die "Einseitige Fläche" bzw. "Das endlose Band" zu einer ästhetischen Idee.

In der theoretischen Semiotik sprechen wir von der "Eigenrealität des Zeichens". Ebenso gibt es die "Realität der Kunstwerke", also die "Ästhetische Realität", die eine immer wieder kreative Realität, etwa ein "Bild", eine "Komposition", ein "Gedicht" präsentiert, das heißt "von sich selbst her zeigt"und zugleich "sich von sich selbst her" als Zeichen repräsentiert. Weiter ist zu bemerken, dass diese "Eigenrealität" des Kunstwerks, sei es eine Zeichnung, ein Gemälde, eine Plastik, ein Text, ein Gedicht, ein Schauspiel, eine musikalische Komposition oder ein Bauwerk etc. zwar immer eine wahrnehmbare kreative Realität darstellt, ihre singuläre Existenz aber einem Wahrscheinlichkeits-prozess verdankt, gewissermaßen dass das, was wir "Originalität" nennen, ein zufälliges Ereignis der künstlerischen Gestaltung bleibt. Die "Eigenrealität" der Kunstwerke bestimmt damit auch das "Zeichenband" aller möglichen und wirklichen "Kunstwerke", aber darüber hinaus auch die "Ästhetische Realität" unter den anderen Realitäten des kosmologisch-ontologischen Seins, der physischen und metaphysischen, der mathematischen und semiotischen, der materialen, lebenden, technischen und geistigen Essenz; und wir wissen heute, dass die Zusammenhänge in diesem Universum formal und konkret ausschließlich mit dem kosmologischen und einseitigen "Zeichenband" kosmologischer, endloser Originalität und Mannigfaltigkeit, kurz als Moebiussches Band, unserem kreativen Bewusstsein präsentiert und in ihm repräsentiert sein kann.

Das bedeutet, wenn ich damit zum Schluss meiner Überlegungen kommen darf – dass die Konzeption von ABR-Stuttgart tatsächlich sowohl eine Konzeption des "dynamischen Systems" des universellen "Kosmos" einerseits, wie auch des existentiellen Systems menschlicher Einrichtung andererseits charakterisieren, die beide gleichermaßen auch ästhetische wie technologische Eigenrealität aufweisen.

Max Bense in: Musterbrüter / Génératuers modèles, Lyon 1988

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