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Ein Bild alleine bedeutet zu viel. Ein zweites Bild daneben verführt dagegen zum ständigen Hin und Her des Vergleichens, wodurch beide Bilder allzu rasch verbraucht werden und nur noch als Umkehrpunkte einer rein gedanklichen Pendelbewegung fungieren. Drei Bilder in Reihe zu präsentieren ist vollends indiskutabel, da man sich dabei unweigerlich in den Fallstricken einer letztlich sakralen Dialektik verfängt und eine Mitte, eine Synthese selbst dort noch herbeidenkt, wo mit der Zahl Drei wirklich nur die platte Unendlichkeit gemeint war. Erst mit der Zahl Vier beginnt das nebeneinander der Bilder wieder unverfänglich zu werden. Vier gleich große Bilder - Fotografien zum Beispiel - lassen sich zu einem rechteckigen Block arrangieren, dessen Seiten genau doppelt so lang sind wie die der Einzelbilder. Zwischen den vier aneinanderstoßenden Bildern sind die horizontalen, die vertikalen und die diagonalen Bezüge gleichwertig, der mathematische Punkt, an dem sie alle zusammentreffen, bildet jedoch kein wirkliches Zentrum. Die vier Bilder können miteinander kommunizieren, ohne dass sie sich etwas Bestimmtes zu sagen hätten. Diese Anordnung führt auch nicht notwendig zu einem neuen Bild im Sinne einer faktischen oder stilistischen Totalität: An den Rändern, so scheint es, könnten nach allen vier Seiten hin weitere Bilder angelagert werden, ad infinitum. Möglich, dass daraus dann irgendwann etwas Tapetenähnliches entstünde, eine gemusterte Fläche, die fast nichts mehr mit dem Inhalt und der Bedeutung der einzelnen Bilder zu tun hätte. Möglich aber auch, dass bei der Betrachtung dieser Quartette der Sinnzwang doch über die Idee des Dekors triumphieren würde und wir darüber zu staunen hätten, wie selbst das disparateste Material noch zu einer mustergültigen Anordnung findet. - In der Ausstellung jedenfalls, wo die Bilder zu übersichtlichen Quartetten geordnet, gerahmt und als Bildtafeln an die in der unteren Hälfte tapezierte Wand gehängt sind, bleibt es offen, ob am Ende die separierende weiße Ausstellungswand und das integrierende, wenn nicht sogar alles verschlingende Tapetenmuster die Oberhand über die Bilder gewinnt. Etwas Ähnliches gilt für die in einer gemeinsamen Vitrine eingeschlossenen vier Originale: Die Willkür ihrer Zusammenstellung kann vor dem Hintergrund der Tapete und der anderen Bilder jederzeit auch als Notwendigkeit erscheinen - und umgekehrt; für beides spricht gleich viel. Dieser Zustand der Indifferenz ist eine Voraussetzung für das, was wir SAMMLUNG nennen.

Harry Walter in: Vorübergehende Sammlung, Stuttgart

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